Meine individuelle Lernumgebung

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Hier soll es um mehr gehen als den ergonomischen Stuhl und den höhenverstellbaren Schreibtisch. Klar sind diese Dinge nice to have – aber meist auch weit weg von der studentischen Realität. Neben der ‚klassischen‘ Lernposition möchte ich dich einladen, auch mal über den Tischrand hinaus zu blicken.


 

Fangen wir trotzdem erstmal mit dem klassichen Lernort Schreibtisch und Stuhl an: natürlich ist es prima, wenn dir zuhause eine kleine (Zimmer-)Ecke zur Verfügung steht, die ausschließlich für das Arbeiten und Lernen da ist. Auch in der Bibliothek findest du diese Grundausstattung. Schreibtischecke und Bibliothek signalisieren dem Gehirn “hier wird gelernt”, und beides unterstützt die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit. Ein Lernort sollte also genau das sein: ein Ort, an dem du lernst und idealerweise nichts anderes tust. Daher sind Couch und Bett eher ungeeiget, denn das sind Freizeit- und Entspannungsorte.

Eins ist allerdings auch klar: wir Menschen sitzen viel zu viel und viel zu lange. Beim Frühstück, in Bus und Bahn, in der Mensa, im Cafe, vor dem Laptop, auf dem Sofa, im Auto etc. Manche sagen sogar, Sitzen sei das neue Rauchen. ‘Dynamisches Sitzen’ soll Schmerzen und Fehlhaltungen vorbeugen – aber an der grundsätzlichen Sitzhaltung ‘Füße auf dem Boden, Hintern auf der Sitzfläche’ ändert das Konzept meist auch nichts. Hier hilft ein Blick nach Asien: die Menschen dort sitzen viel öfter auf dem Boden – in der tiefen Hocke, im Schneider- oder Lotussitz. Positionen, die wir Westeuropäer meist gar nicht (mehr) einnehmen können. Du musst deinen Arbeitsplatz ja nicht gleich auf den Boden verlegen – aber vielleicht kannst du einfach mal spielerisch verschiedene Sitzpositionen auf dem Stuhl ausprobieren. Die beste Sitzposition ist immer die, die du als nächstes einnimmst 🙂

Auch der Stehschreibtisch ist in den letzten Jahren mehr in den Fokus gerückt. Nur leider kann sich kaum ein:e Student:in einen mehrere hundert Euro teuren Tisch leisten. Es gibt inzwischen jedoch mehr oder weniger erschwingliche Aufbauten aus Holz oder sogar Pappe, mit denen sich ein simpler Tisch aufpimpen lässt, und die man sogar schon in manchen Bibliotheken ausleihen kann. Für zuhause tut es letzlich aber auch ein alter Umzugskarton o.ä., der mit ein wenige zurechtschneiden dein Arbeitsmaterial nach oben verlagert, sodass du dich zumindest zeitweise im Stehen damit befassen kannst.

Genauso hilfreich wie ein fester Ort zum Lernen kann aber auch ein (regelmäßiger) Wechsel des Lernortes sein. Sei es von zuhause in die Bib oder umgekehrt – oder auch ganz woanders hin. Viele Menschen können besser in Bewegung und an der frischen Luft lernen. Also, wenn der Lernstoff es zulässt: schreibe dir wichtige Inhalte auf Karteikarten und lerne sie auf einer Runde durch den Park oder Wald!

Für intensive Lern- und Arbeitsphasen – etwa eine wichtige, aber sehr schwierige Klausur oder deine Abschlussarbeit – kann es zudem sinnvoll sein, sich für ein paar Tage einen anderen Ort zu suchen. Du siehst deine Verwandtschaft eh viel zu selten? Vielleicht kannst du dich ein paar Tage bei deinen Eltern, deiner Oma oder deinem Onkel “einmieten” – sie freuen sich über deine Gesellschaft, mit etwas Glück wirst du mit Essen versorgt und kannst dort ungestört ein paar Tage am Stück konzentriert arbeiten. Es gibt aber auch andere Orte für ruhiges und intensives Arbeiten ohne große Ablenkungen – zum Beispiel bieten einige Klöster ruhige Zimmer an, für vergleichsweise wenig Geld oder täglich 2-3 Stunden Mitarbeit im Klosteralltag. Mach dich doch einfach mal schlau 🙂

Ein anderer Ort für kreatives Lernen ist das Learning Lab an der TH Nürnberg. Das kennst du gar nicht? Dann ist es höchste Zeit für einen Besuch des Open Labs!

Du siehst, es gibt viele Lernorte jenseits von Schreibtisch und Stuhl. Werde kreativ, probiere verschiedene Lernorte aus und finde heraus, was am besten zu DIR passt – egal was andere sagen. Das wichtigste ist: die Atmosphäre deines Ortes soll für dich angenehm sein. Du musst dich wohlfühlen, um konzentriert arbeiten zu können. Und Achtung: dieses Gefühl kann sich auch schlagartig ändern. Aus diesem Grund solltest du immer wieder ehrlich in dich hinein hören: Fühle ich mich hier (noch) wohl? Wirkt sich der Ort positiv auf meine Lernleistung aus? Bin ich abgelenkt und wenn ja, warum?

Auch die folgenden Fragen können dir bei der Suche nach deinem geeigneten Lernort oder auch einem Lernortwechsel helfen:

  • Was brauche ich für meine Arbeit und ist es an dem Ort vorhanden?
  • Wie viel Zeit kostet mich der Hin- und Rückweg?
  • Möchte ich Menschen um mich haben und nehme somit Interaktion in Kauf?
  • Was sind mir bekannte “Ablenker”, die ich meiden sollte und wo gelingt mir das?

 


Literatur:

  • Krengel, M. (2018). Golden Rules: Erfolgreich lernen und arbeiten: alles, was du brauchst. Selbstvertrauen, Motivation, Konzentration, Zeitmanagement, Organisation (8. Auflage). Eazybookz.
  • https://wirklichweiterkommen.de/re-blog/studyhacks-lernorte (zuletzt aufgerufen am 01.12.21)