Kennst du Aussagen wie „man fühlt sich ständig gestresst“ oder „die Küche müsste man auch mal wieder aufräumen“? Das ist eine überaus passive Sprache, die sehr wahrscheinlich genau eine Sache nach sich zieht: nichts. Sprache hat einen großen Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Handeln; es macht einen riesigen Unterschied, ob wir von einem unpersönlichen Konstrukt namens ‘man’ sprechen – oder aber von uns selbst.
Das Wörtchen ‘man’ wird oft im Kontext allgemeingültiger Normen und Regeln verwendet, etwa “man geht nicht bei rot über die Straße” – das gilt für dich, mich und auch alle anderen Menschen. Aber es hat noch eine weitere Funktion: es schafft (emotionale) Distanz. Und auch, wenn das in wenigen Situationen durchaus gewünscht ist – ganz häufig schieben wir damit unsere eigene Verantwortung weg.
Nehmen wir Sätze wie “man sollte sich mehr bewegen” oder “man müsste während des Semesters am Ball bleiben” – klar, das gilt für die meisten Menschen bzw. Studierenden. Aber wenn diese Aussagen auf dich zutreffen, du gerade diesen Aspekt in deinem Leben verändern möchtet – dann verlieren sie die persönliche Relevanz, die sie für genau dich haben. Wer ‘ich’ meint sollte auch ‘ich’ sagen – und nicht auf ein allgemeines, distanziertes ‘man’ ausweichen.
Deine Aufgabe ist eigentlich ganz einfach: beobachte deine Sprache und deine Gedanken. Und immer, wenn du das Wörtchen ‘man’ verwendest halte kurz inne: worum geht es? Spreche ich über oder denke an eine universelle Norm? Oder geht es gerade um mich?
Anfangs wird dir wahrscheinlich nicht jedes ‘man’ auffallen – es braucht Zeit und auch etwas Geduld, bis du eine Veränderung merken kannst. Aber dranbleiben lohnt sich: im Laufe der Zeit wirst du ein immer besseres Gespür dafür bekommen. Du wirst öfter bemerken, wenn du die Verantwort auf den ominösen ‘man’ schiebst. Und im Verlauf wirst du immer häufiger von dir selbst sprechen 🙂
Das hat gleich mehrere Vorteile: ich-Botschaften haben einen positiven Einfluss auf Kommunikation jeglicher Art und fördern soziale Beziehungen, weil sie beispielsweise Vertrauen schaffen. Zudem stärkst du quasi nebenbei dein Selbstvertrauen und deine Selbstwirksamkeit, und du bekommst einen besseren Zugang zu dir selbst und deinen Bedürfnissen.
Und das alles ohne großen Aufwand – wo gibt’s das schon? 🙂
Literatur:
- Orvell, A., Kross, E., & Gelman, S. A. (2017). How „You“ Makes Meaning. Science, 355, 1299-1302. https://doi.org/10.1126/science.aaj2014