Wir denken beinahe rund um die Uhr – wir planen unseren Tag, wir erinnern uns an schöne Erlebnisse oder wir sprechen innerlich mit uns selbst. Es ist beinahe unmöglich, nicht zu denken. Aber nicht alle Gedanken sind hilfreich – ganz im Gegenteil, manche Gedanken bremsen uns regelrecht aus. Sei es, weil sie uns daran hindern, unsere Möglichkeiten auszuschöpfen – oder weil sie eigentlich ganz bequem sind.
Viele unserer Gedanken helfen uns, unseren Alltag zu strukturieren oder Probleme zu lösen. Es gibt aber auch Gedanken, die nicht unbedingt hilfreich sind. Und obwohl sie „nur“ in unserem Kopf existieren, können sie ganz schön Einfluss auf unser Leben nehmen – vor allem, wenn wir unsere Gedanken für bare Münze nehmen.

Schauen wir uns mal einen Gedanken genauer an: „Ich kann kein Mathe“.
Einerseits kann dieser Gedanke ein richtiger Klotz am Bein sein, der dich regelrecht lähmt: du möchtest dich auf die Prüfung vorbereiten, weil du dein Studium natürlich schaffen möchtest – aber der Gedanke verhindert, dass du dich überhaupt mit dem Prüfungsstoff auseinandersetzt. Er lässt dich resignieren und raubt die letztlich einen guten Teil deiner Gehirnkapazität, die du bräuchtest, um dich auf die Matheklausur vorbereiten zu können.
Andererseits kann der Gedanke aber auch ganz bequem sein: ich kann Mathe sowieso nicht, egal was ich tue – also brauche ich mit dem Lernen ja gar nicht erst anfangen. Und schon wird aus dem vermeintlichen Klotz am Bein eine gemütliche Hängematte, die zum Faulenzen einlädt. Das erspart dir Anstrengung, Arbeit und Mühe, die du – wenn du ehrlich zu dir selbst bist – eigentlich auch gar nicht auf dich nehmen möchtest. Du weißt ganz genau, dass du für die Matheklausur lernen müsstest – aber zum Glück bist du so unbegabt in Mathe, dass Lernen auch nichts mehr bringt…
Manche ungünstigen Gedanken fallen eher in die Kategorie „Klotz am Bein“, andere eher in die Kategorie „bequeme Hängematte“, und auf manche trifft sogar beides zu. Versuch es doch mal selbst – wie würdest du die folgenden Gedanken einordnen?
„Ich kann mich schlecht konzentrieren“
„Ich bin nunmal faul“
„Ich kann keine guten Referate halten“
Beobachte dich selbst und deine Gedanken ein wenig – welche Gedanken sind typisch für dich? Und sind diese Gedanken eher schere Klötze am Bein, die dich lähmen – oder eher bequeme Hängematte, die vielleicht sogar ganz angenehm sind, weil sie dir Anstrengung ersparen…?
Eine alternative Betrachtungsweise wäre es, die Gedanken als Luftballons zu sehen. Luftballons können uns nicht daran hindern, etwas zu tun – wir können sie einfach mitnehmen, weil sie so leicht sind. Zugleich kann man es sich auf Luftballons nicht wirklich lange bequem machen… Letztlich sind es nicht die Gedanken selbst, die uns hindern, Dinge zu tun, die eigentlich gut für uns wären – sondern es ist unser Verhältnis zu diesen Gedanken.
Literatur:
- Wengenroth, M. (2017). Therapie-Tools Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) (2. Auflage). Beltz.